1998 feierten wir 100 Jahre SAC Sektion Piz Terri!!

Einige Splitter aus der Vereinsgeschichte der Sektion Piz Terri

Die ersten 25 Jahre

(aus: Bernard Condrau: Die Geschichte der Sektion Piz Terri, 1898 - 1973)

Die Namensgebung

Der Schweizer Alpen-Club wurde im Jahr 1863 gegründet. 1896 begannen in Ilanz die ersten Gespräche über die Gründung einer Oberländer-Sektion des SAC mit dem Namen Sektion Ilanz des SAC. Die Aktivitäten des Hoteliers und Wirtes «Zur Rheinkrone» in Ilanz, Thomas Castelberg, führten 1897 zur Bildung eines Initiativkomitees für die Gründung einer Sektion. Am 23. Januar 1898 fand im Hotel Lukmanier in Ilanz die Gründungsversammlung der Oberländer Sektion des SAC statt. Auf diesen Gründungstag hatten 41 Männer eine Beitrittserklärung unterschrieben; an der Gründungsversammlung nahmen 23 Männer teil. Bezüglich der Namensgebung entbrannte eine lebhafte Diskussion. Nebst dem Vorschlag des Initiativkomitees (Sektion Vorderrhein SAC) wurden Vorschläge mit den Namen Mundaun, Badus, Ilanz und Surselva eingebracht. Schliesslich entschied die Versammlung mit überwiegendem Mehr: Sektion Surselva S.A.C. Im weiteren Verlauf wurde der erste Vorstand gewählt und die Gründungsversammlung zu Ende geführt. Und dann geschah nach Protokollbuch folgendes: Bereits schickte man sich an, den 2. Akt und damit die eigentliche Vereinstaufe in gebührender Weise zu feiern, da tauchte der «Alte vom Ringel», Herr Anton Brun von Flims, mit einem neuen Vereinsnamen auf: Piz Terri. Surselva ist ja an und für sich ein ganz schöner Name und passt ganz gut für einen Gesangsverein, für eine Harmoniemusik oder eine Viehzuchtgenossenschaft! Für auswärtige Clubistenkreise aber ist der Name etymologisch und geographisch zu unverständlich, zu unbekannt. Aufwärts deuten soll uns der Name unserer Sektion, aufwärts zu den hehrsten Häuptern unseres Oberländers Gebirgskranzes! Und den ersten Rang unter diesen – wenn man alle Verhältnisse wie Lage, Höhe und Formation in Betracht ziehen will – nimmt wohl der erhabene Terri ein. Dies mögen wohl die leitenden Motive gewesen sein, als die noch anwesenden 16 Mitglieder, über eine konstitutionelle Gletscherspalte clubistischer Kaltblütigkeit sich hinwegsetzend, mit grossem Mehr die Umtaufe beschlossen und der Sektion nunmehr den Namen «Piz Terri» gaben.

Die Wirren der Sektion

Die junge Sektion stand mehrmals beinahe am Ende ihrer Existenz. Die Gründe mögen vielfältig gewesen sein; allen voran müssen die enormen Schwankungen in der Mitgliederzahl erwähnt werden. Daneben waren Zwistigkeiten innerhalb des Vorstandes und unklare Abgrenzungen des Aufgabenbereichs schuld an den schweren Krisen der frischgebackenen Sektion. Diese Krisen gipfelten in den Jahren 1904 und 1905 in der Diskussion um die Frage des Anschlusses an die Sektion Rätia in Chur.

Vom 25. bis zum 50. Vereinsjahr
Die Clubhütten

Da sich bereits die Gründer unserer Sektion vor 23 Jahren den Bau einer Clubhütte als erstrebenswertes Ziel vor Augen gesetzt und dieszwecks einen Gründungsbeitrag gestiftet, gab sich am 30.Mai 1920 allgemein der deutliche Wille kund, diesen Plan in Verbindung mit dem in zwei Jahren zu begehenden 25 jährigen Jubiläum seiner Verwirklichung möglichst nahe zu bringen.

Zu jener Zeit bestehen bereits folgende SAC-Clubhütten im Bündner Oberland: die Puntegliashütte (gebaut 1908) der Sektion Winterthur, die Etzlihütte der Sektion Thurgau sowie die Medelserhütte der Sektion Uto (beide 1910 gebaut), die Läntahütte der Sektion Bodan (gebaut 1913) und die Cadlimohütte (gebaut 1916) der Sektion Uto.

a) Terrihütte 1925

Am 5. Dezember 1920 findet eine weitere Generalversammlung statt. Derichsweiler referiert eingehend über die Hüttenangelegenheit. Die Versammlung beschliesst unter anderem:

1. Die Finanzierung des Hüttenbaues durch Ausgabe von Anteilscheinen von je Fr. 50.–, die unverzinslich und innerhalb 20 Jahren rückzahlbar sind. Sobald an Hüttenbaugeldern Fr. 10'000.– beisammen sind, soll man an das Central-Comitée (CC) um eine Subvention gelangen. Über den Beginn des Baues hat eine spätere Generalversammlung zu beschliessen.

2. Die Hütte beim Crest la Greina zu erstellen, sofern sich nicht in der dortigen Gegend bis zur Beschlussfassung über den Beginn des Baues ein geeigneterer Platz findet.

Die Frage des Standorts der Hütte gibt offenbar zu reden. Am 4. Juni 1921 schreiben die SAC-Sektionen Ticino, Leventina und Locarno einen gemeinsamen Brief an den Präsidenten der Sektion Piz Terri: Leider ist der Ort, wo die Hütte erstellt werden soll, für die Begehung der umliegenden Berge, besonders der Piz Terri-Gruppe, nicht gerade günstig gelegen. Wenn sie auf dem vorgesehenen Platz erstellt wird, so muss der vom Greinapass kommende Tourist, der in der Hütte nächtigen will, ca. 250 m zu ihr absteigen und am andern Morgen zur Begehung der genannten Berge (Piz Vial, Caglianera und Valdraus) die Höhendifferenz wieder überwinden, was für ihn eine Einbusse von 1½ bis 2 Stunden bedeutet. Doch Derichsweiler hatte bereits entschieden: Er war am 7. Mai 1921 zum Pass Diesrut aufgestiegen und hatte konstatiert, dass der Hüttenbauplatz lawinensicher sei und dass die Kuppe leicht ausapere.

Die Generalversammlung vom 11. Dezember 1921 beschliesst, beim CC um eine Subvention von Fr. 16'000.–, das sind zwei Drittel des Voranschlags von Fr. 24'000.–, nachzusuchen. Das Gesuch wird vom damaligen Präsidenten des CC, von 1920 bis 1922 von der Sektion Aarau gestellt, verschleppt. Die Angelegenheit gipfelt darin, dass das Gesuch Ende 1922 der Sektion Piz Terri retourniert wird mit der Bemerkung, den Antrag dem neuen CC (1923 bis 1925: Sektion Bern) erneut vorzulegen. Doch das CC Bern streicht den Antrag der Sektion Piz Terri von der Traktandenliste der Delegiertenversammlung des Jahres 1923. Sektionspräsident Fritz Locher schreibt am 10. Februar 1924 einen deutlichen Brief nach Bern. Er beklagt sich, dass das Gesuch der Sektion Piz Terri erst als Nummer 6 auf der Traktandenliste der Neubautensubventionen figuriere, obwohl das Gesuch mindestens 1 Jahr vor jenen der Sektionen Ticino (Adulahütte), Brugg (Gelmerhütte), Locarno (Basodino) und Unterengadin (Lischana) eingereicht worden sei. Er erachte dies als ungerecht und willkürlich. Schliesslich wird das Gesuch an der Delegiertenversammlung 1924 behandelt. Der CC-Beitrag wird allerdings gewaltig gekürzt. Statt der gewünschten Subvention von Fr. 16'000.– werden Fr. 12'000.– gesprochen; das sind 50 Prozent der veranschlagten Baukosten. Die Hütte wird dennoch 1925 gebaut, zu reden gibt dabei die Namensgebung. Dazu im Protokoll: Es lagen drei Namen vor: Hagerhütte, Terrihütte und Greinahütte. Zu Ehren des geschätzten Ehrenmitglieds Pater Hager sel. hätte man die Hütte gerne nach ihm getauft, aber aus geographischen Gründen musste man sich an einen Bergnamen halten. Nun, da die Greina mehr als Pass betrachtet wird, zog man vor, die Hütte mit dem Namen Terri zu taufen. Am 30. August 1925 weiht man die neue Hütte in Anwesenheit von rund 100 Klubmitgliedern ein. Am 6. Dezember 1925 wird die Schlussabrechnung präsentiert: Die Hütte kostete Fr. 20'165.35, wovon Fr. 18'805.05 bereits bezahlt sind. Als Schlussatz wird vermerkt: Seit der Eröffnung sind in der Hütte Fr. 117.50 eingegangen.

b) Nagienshütte 1937

In den frühen Dreissigerjahren reift in den Köpfen der Clubkameraden aus Flims der Gedanke, im Gebiet der Alp Nagiens eine zweite Clubhütte zu bauen.  Im Protokoll der Generalversammlung vom 30. November 1935 heisst es zum Traktandum Nagienshütte: Zu diesem Bau stellt die Generalversammlung sich im Prinzip einverstanden, wenn Flims die finanzielle Frage so erledigt, dass der Sektion keine Unkosten entstehen. In einem Rundschreiben an die Zeichner der Anteilscheine teilt der Sektionspräsident im Juli 1937 mit: Die Sektion hat am 25. Juni beschlossen, die Nagienshütte zu bauen obwohl das Subventionsgesuch noch nicht behandelt ist. Im Zuteilungsmodus für Subventionen sind prinzipielle Änderungen beschlossen worden: In erster Linie werden notwendige Reparaturen, in zweiter Linie Vergrösserungen und erst in dritter Linie Neubauten von Hütten subventioniert. Weil mittlerweile runde Fr. 20'000.– greifbar sind und der Kur- und Verkehrsverein Flims die Verzinsung eines bedeutenden Betrages übernimmt, kann die Sektion mit dem Bau beginnen. Anfangs August starten die Bauarbeiten, am 10. Oktober 1937 findet die Einweihungsfeier statt. Die definitive Bauabrechnung erfolgt erst rund 25 Jahre nach der Einweihung. Die Hütte wurde ohne Beiträge des CC gebaut.

c) Maighelshütte 1946

Die Schweizerische Eidgenossenschaft hatte 1943 die Baracke Cavradi West erstellt (Standort der heutigen Hütte). Über Verhandlungen und Verträge betreffend Übernahme dieser Baracke wird nichts berichtet. Allein im Protokoll der Generalversammlung vom 8. Dezember 1946 heisst es: Die Ausstattung der Maighelshütte, welche die Sektion von der schw. Armee leihweise übernommen hat, kostete Fr. 1296.75, an welchen Beitrag der Skiklub Sedrun einen Drittel à fonds perdu bezahlte. Die Maighelshütte wird von nun an durch die Sektion Piz Terri betrieben. Sie bereitet aber immer wieder Sorgen. Im Jahre 1951 diskutiert die Sektion zum ersten Mal über die Rückgabe der Hütte an das Militär.

Tourenwesen

Vom Tourenwesen hat man in früheren Zeiten sehr wenig berichtet. So ist für das Jahr 1927 nachzulesen: Die Sektionstouren mussten teils wegen zu geringer Teilnehmerzahl, teils wegen des ungünstigen Wetters aufgegeben werden. 1949 heisst es: Nur zwei Sektionstouren durchgeführt, Ringelspitz und Piz Platta; 1954 schliesslich: Eine Sektionstour im Winter, Piz Badus mit 9 Teilnehmern, eine Sektionstour im Sommer, Piz Vial mit 4 Teilnehmern.

Vom 50. bis zum 75. Vereinsjahr
Ruhige Jahre nach dem 50-Jahr-Jubiläum

Am Schluss einer Jubiläumsschrift schreibt Wieland Oswald: Wir dürfen erfreulicherweise feststellen, dass ein voll gerüttelt Mass von uneigennütziger, aufopfernder und wertvoller Arbeit zur Pflege und Förderung des Alpinismus im Bündner Oberland geleistet worden ist. Ein umfangreiches Tourenprogramm wurde realisiert, Klubhütten und Brücken dazu wurden gebaut, Wege und Wegmarkierungen ausgeführt, Klub- und Skiwochen, Führer- und Samariterkurse veranstaltet, wissenschaftliche und kultrurelle Belange und Probleme erörtert, diskutiert, publiziert und auch zum Gegenstand interessanter, viel beachteter Vorträge und Vorführungen gemacht.

Doch in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre beginnt eine Phase des schweren Ringens mit den Hüttenproblemen. Bernard Condrau nennt drei Merkmale, die interessanterweise auf alle drei Hütten der Sektion zutreffen: Ein erstes Merkmal liegt in der Tatsache begründet, dass die kleine und arme Sektion Piz Terri ihre Hütten von Anfang an mit einem minimen Aufwand gebaut hat. Das zweite Merkmal besteht in der gänzlich fehlenden Wasserversorgung und schliesslich wirken, als drittes Merkmal, externe Kräfte auf die sektionsinternen Angelegenheiten. Bei der Maighelshütte ist es der Vertrag mit der Armee, über der Terrihütte schwebt das Gespenst des Kraftwerkbaus. Die Nagienshütte wird durch den zunehmenden Skitourismus infolge der Erschliessung des Nagiensgebiets mit Seilbahnen bedrängt. In einem Protokoll der Hüttenkommission Nagienshütte vom 22. Februar 1964 findet man den Satz: Die Zeit von Timiantee ist vorüber, man will Skiwasser in allen Farben. Nach langen und fundierten Überlegungen beschliesst die Generalversammlung vom 29. November 1964 den Verkauf der Hütte. Am 24. Juli 1965 wird der Kaufvertrag mit der Berghaus Nagiens AG unterzeichnet. Kaufpreis: Fr. 60'000.-. Damit der Humor bei dieser ernsten Sache nicht zu kurz kommt sei erwähnt, dass die Käuferin die Summe von Fr. 250.- für Aufräumungsarbeiten in und um die Hütte in Abzug brachte!

Clubnachrichten und Gründung der JO

An der Generalversammlung vom 5. Dezember 1965 wird angeregt, den Mitgliedern periodisch ein Mitteilungsblatt über das Geschehen in der Sektion zu zustellen. Bereits Ende Januar 1966 erscheint die erste Nummer der Clubnachrichten der Sektion Piz Terri. Redaktor ist der unermüdliche Präsident Bernard Condrau.

Am 23. Juli 1966 wird die JO der Sektion Piz Terri gegründet. Der erste Vorstoss in dieser Angelegenheit erfolgte bereits 1929 unter Präsident W. Derichsweiler, 1966 wird diese Idee verwirklicht. Nach dem guten Nachtessen begaben wir uns mit brennenden Fackeln vor die Hütte (Terrihütte) um unsere JO feierlich zu gründen. Nach einer kurzen Ansprache unseres Präsidenten erklärte dieser im Namen des Vorstandes die JO-Gruppe der Sektion Piz Terri als gegründet. Franz Degonda aus Compadials wurde zum ersten JO-Leiter erkoren. An der Gründungsversammlung wurden 5 Burschen und 2 Mädchen in die JO aufgenommen; Ende Jahr zählte die JO bereits 18 Mitglieder.

Übernahme des Central-Comités des SAC

Im Jahr 1966 bewarb sich die Sektion Piz Terri für die Übernahme des Central-Comités des SAC. An der Abgeordnetenversammlung des SAC in Baden unterlag dann aber die Sektion Piz Terri der Sektion Uto mit 42 zu 89 Stimmen. Der Redaktor der Clubnachrichten der Sektion Rätia fasste die Gründe des ablehnenden Entscheides wie folgt zusammen: Die Bereitschaft einer kleinen Sektion, diese grosse Aufgabe zu übernehmen, verdient Anerkennung. Indessen wird, vor allem in Hinblick auf die Wohnsitze der meisten für das CC in Betracht fallenden Terrianer (Zürich und Umgebung) bezweifelt, dass bei unserer Nachbarsektion die praktische Möglichkeit zur reibungslosen Führung des CC mit Sitz im Bündner Oberland besteht.

Und wieder die Clubhütten

Die Wasserversorgung der Terrihütte wird im Sommer 1968 realisiert. Die Wasserfassung wurde an der Plaunca da Stiarls in einer Felsnische gegenüber dem Hüttenhügel erstellt. Eine 750 Meter lange Leitung leitet das Wasser bis zur Hütte. Ein altes Vorhaben wurde endlich Wirklichkeit.

Mit notarieller Beurkundung vom 14. Oktober 1968 wird der Kaufvertrag der Maighelshütte besiegelt. Die Schweizerische Eidgenossenschaft hat die Baracke für 50 Franken an die Sektion Piz Terri verkauft. Im gleichen Monat erteilt die Gemeinde Tujetsch das Recht zur Fassung des Wassers und dessen Zuleitung zur Hütte. Die 850 Meter lange Wasserleitung wird im Sommer 1969 gebaut.

Im Sommer 1969 wird mit dem Bau der Maighelshütte begonnen, bevor die Abgeordnetenversammlung des SAC die entsprechenden Subventionen zugesichert hat. Ein mutiger Entscheid.

Schliesslich beschliesst die Generalversammlung vom 3. Oktober 1971 einen Erweiterungsbau der Terrihütte, der im folgenden Jahr realisiert wird.

Schlussbemerkung

In drei Folgen wurden einige Splitter aus der Vereinsgeschichte serviert. Splitter sind Bruchstücke, Teile eines Ganzen. Splitter werden in der Regel nicht sortiert, sie liegen mehr oder weniger zufällig einfach da. Wer sich vertieft mit der ganzen Geschichte der Sektion Piz Terri befassen will, findet in der Bibliothek interessante Unterlagen. Die Chronik der letzten 25 Jahre erscheint am Ende des Jubiläumsjahres im neu erscheinenden Sektions-Büchlein Berg-Führer-Surselva.