Skitourenwoche Val Maira

Skitourenwoche im Val Maira, 11. Bis 17. März 2018: Tourenbericht

Sonntag: Anreise

Die Tourenwoche muss diesmal mit einer langen Anfahrt verdient werden. Doch unsere Fahrer meistern die sechsstündige Fahrt durch den intensiven Regen bravourös. Bei der Fahrt ins Val Maira geht der Regen allmählich in Nassschnee über. Wie Motorboote pflügen sich die Fahrzeuge durch den Matsch auf den engen Strassen. Die Schneemauern werden immer höher, es hellt auf und wir kommen zuhinterst im Tal in Chiappera an. Ein kleines hübsches Dorf, überragt vom spitzen Rocca Provenzale. Wir sind in der Scuola di Chiappera untergebracht. Im ehemaligen Schulgebäude befindet sich der gemütliche Speisesaal mit der Küche und einige Zimmer. Die anderen Zimmer sind in umliegenden alten Gebäuden stilvoll eingerichtet. Ein feines Nachtessen stimmt uns auf die piemontesische Woche ein, der Wein rundet den Genuss ab.

Montag: Monte Estelletta

Der Tag beginnt mit Sonnenschein und einem Frühstücksbuffet mit vielen Spezialitäten aus der Region. Aufgrund der grossen Schneemengen und der damit einhergehenden Lawinengefahr wählt Stefan eine Tour von Ponte Maira zum Monte Estelletta (2316m). Der Aufstieg führt durch einen tief verschneiten Lärchenwald. Der zunehmende Wind schüttelt jedoch den Schnee auf unsere Häupter und sorgt für Abkühlung. Den Ausblick vom Monte Estelletta geniessen wir nur kurz, da der Westwind stark weht. Die Abfahrt durch den Pulverschnee erweist sich als anspruchsvoll, da die Bäume eine präzise Kurventechnik verlangen. Jedoch meistern alle dies erfolgreich und wir kehren im altehrwürdigen Albergo Mistral ein, dessen Namensgeber uns heute zünftig um die Ohren geblasen hat. Abends verwöhnt uns wieder die feine Küche und dank Armins Wahl geniessen wir wieder einen feinen Tropfen - wobei die Flaschen immer grösser werden!

Dienstag: Tête du Vallonnet

Das Frühstücksbuffet wird für uns bereits um 6:30 eröffnet. Unser heutiges Ziel ist der Tête du Vallonnet (2822 m) an der Grenze zu Frankreich. Der Weg dorthin ist lang und führt zunächst über die Langlaufloipe weiter ins Tal hinein. Langsam steigt die von Stefan wie immer perfekt gezogene Spur an. Wir sind nicht allein im Tal: Gämsen, Steinböcke und sogar einen Wolf können wir beobachten. Der Westwind bläst erneut so kräftig, dass wir die Pausen kurzhalten. Dafür schafft der Wind bizarre Verwehungen, welche anderswo als Land Art bezeichnet würden. Auf dem abgeblasen Tête geniessen wir kurz den schönen Rundblick und nehmen dann die Abfahrt in Angriff. Es gibt auch einige wenige Hänge mit passablem Schnee, aber meist kämpfen wir uns durch Wind- und Bruchharst. Zum Glück gibt es auch einige flache Passagen, so dass all jene, die auf den Engadiner Skimaraton verzichtet haben, die Doppelstocktechnik trainieren können. Den Lunch geniessen wir dann windgeschützt vor unserer Scuola, wobei viele den mitgeschleppten Marschtee mit kühlem Bier und feinem Cappuccino ergänzen.

Mittwoch:  Monte Soubeyran oder Rocciasetto

Auf unserem Weg zum Frühstücksbuffet entdecken wir Wolfsspuren im gefrorenen Schnee. Hat der Wolf unseren Lunch gerochen? Wie auch immer, Prachtswetter zieht auf und der Wind ist abgeschaltet. Dazu kommt, dass Stefan eine Traumtour auswählt hat. Das Ziel ist der Monte Soubeyran. Etwas unterhalb von Chiappera laufen wir los. Die kräftige Sonne sorgt bereits für eine hohe Betriebstemperatur. Wir schrauben uns fast 1300m hoch, entlang bizarrer Bergspitzen. Gegen Mittag erreichen wir den Gipfel. Es ist nicht der Monte Soubeyran, sondern der benachbarte Rocciasetto (2603m). Uns kümmert das nicht, der Rundblick ist grandios und reicht bis zur Poebene. Und vor allem freuen wir uns auf die Abfahrt, die Pulverschnee verspricht. Und so ziehen wir gleichmässige Wellenlinien in den Schnee - nur ganz wenige tanzen aus der Reihe - und dies fast bis zum Ende der Abfahrt, obwohl der Schnee dann doch schwerer wird und unsere Beine schmerzen. Als wir schliesslich auf unserer Terrasse bei Bier und Kaffee sitzen, können wir auf der gegenüberliegenden Seite unser Kunstwerk bestaunen und den tollen Tourentag ausklingen lassen. 

Und da ist noch etwas: Am Morgen ist Armins Thermosflasche mit der Bezeichnung ABB (steht wohl für 'Armins Berg-Bottle') verschwunden. Das Rätsel löst sich erst auf etwa halber Strecke: Claus hat sie ungefragt hochgetragen und überreicht sie dort dem durstigen Eigentümer.

Donnerstag: Tour im verschneiten Lärchenwald

Es schneit! Und wir sind glücklich darüber, denn die Wetter-Apps haben mit Regen gedroht. Nach einem etwas ausgiebigeren Frühstück fahren wir hinunter nach Acceglio und dann hoch nach Chialvetta. Stefan führt uns etwa gut zwei Stunden durch einen verschneiten Lärchenwald hoch. Es schneit unterdessen stärker und das Nass findet allmählich seinen Weg durch unsere Gortexjacken, weicht die Handschuhe auf und löst Rosmaries High-Tech-Felle von den Skiern. Selbst Walter zieht eine Jacke mit Kapuze über! Irgendwann ist es auch für Stefan genug und wir rüsten uns für die Abfahrt. Trotz intensiven Schneefalls und teils mit beschlagenen Brillengläsern schlängeln wir uns zwischen den vielen Bäumen talwärts. Die Belohnung folgt in der Locanda di Chialvetta: In der gemütlich warmen Gaststube genissen wir feine piemontesische Antipasti und dazu Wein, Bier und Kaffee. Unsere drei Fahrer bringen uns wieder sicher über die schneebedeckten Strassen nach Chiappera.

Freitag: Monte Ruissas

Abschlusstour bei blauem Himmel und ca. 40 cm Neuschnee: Was gibt es Schöneres? Stefan hat eine prächtige Tour zum Monte Ruissas (2736 m) gewählt. Wir starten in Lausetto. Wir sind die ersten, was für Stefan viel Spurarbeit bedeutet. Lucas und Andrea unterstützen ihn dabei. Zunächst führt der Weg durch den tief verschneiten Wald, dann einen breiten Südwesthang hoch. Die Sonne strahlt immer intensiver und der Schlusshang mit 400 Höhenmetern will nicht enden. Der Gipfel belohnt uns mit einem herrlichen Rundblick in die Berge Piemonts und weit in die Poebene. Kurze Zeit später erreicht eine weitere Gruppe den Gipfel. Und siehe da, es ist Vital Eggenberger mit einer Gruppe. 

Die Abfahrt über den breiten, unverspurten Hang wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Zunächst ziehen wir unsere Kurven im weichen Pulverschnee, weiter unten müssen wir etwas mehr arbeiten. 

Das ist der herrlicher Abschluss unserer wunderbaren Tourenwoche. Ein grosser Dank geht an Stefan, dass er uns mit diesen schönen Touren das Val Maira und seine vielfältige Bergwelt samt feiner Gastronomie entdecken liess. Wir werden wiederkommen! 

Peter Moser